CHRISTMETTE 2020
Weihnachtszeit: Tannengrün, Lichtergirlanden, Weihnachtskekse, Weihnachtsgeschichten, Krippendarstellungen, Weihnachtslieder... Es ist, als ob unsere Gesellschaft sich für kurze Zeit verändert. Es liegt eine andere Atmosphäre in der Luft, man redet von Frieden, man spürt eine Art Romantik. Oder ist es eher Wehmut, Sehnsucht? Man will aus Weihnachten ein Familienfest machen. Familiengefühle kommen hoch, wenigstens für diese paar Tage. Ist das aber Weihnachten?
Vielleicht wird man nachdenklich, besonders in dieser Corona-Zeit. Man stellt sich Fragen: Wer sind wir Menschen auf dieser kleinen Mini-Kugel Erde? Haben wir in diesem Universum eine Bedeutung? Müssen wir uns da nicht hoffnungslos verloren vorkommen? Wozu sind wir überhaupt da? Wozu bin ich da? Welchen Sinn hat unser Menschsein in dieser Welt? Wir kommen uns selbst oft so wichtig vor, aber in Relation zu diesem Universum sind wir praktisch nichts. Vielleicht wird einem kalt dabei, unheimlich, verloren?#
Und da denke ich an einen, der gesagt hat: „Der Glaube an einen Schöpfergott.... kann dem Menschen die Angst nehmen in dieser Welt letztlich ein Nichts und Niemand zu sein. Gott, wie groß bist du, der du das alles ins Leben gerufen hast. Wer bin ich vor dir, für dich? Ich bin doch bedeutungslos, ein winzig kleines Wesen, ein Nichts.“
Aber da kommt nun die Weihnachtsbotschaft, die sagt: Dieser überwältigend große Gott bleibt nicht abgehoben und letztlich unnahbar, sondern wendet sich uns zu. Er kann sich nicht damit abfinden, dass sein Geschöpf – der Mensch – sich in diesem immensen Universum verloren vorkommt. Er kommt uns entgegen, er spricht uns an in dem Menschen, Jesus von Nazareth, dessen Geburtstag wir jetzt feiern. Wenn in anderen Weltreligionen sich zuerst der Mensch auf die Suche nach Gott macht, so geht im Christentum Gott zuerst dem Menschen nach.
Jesus von Nazareth ... Wir feiern seinen Geburtstag. Wer war er? Er hatte keine einflussreichen Eltern. Er wuchs mitten in einer Provinz in einem unbedeutenden Dorf auf. Er war ein gewöhnlicher Handwerker, war unverheiratet und hatte keine eigene Familie. Über seine Kindheit und Jugend wissen wir so gut wie nichts. Er wurde hingerichtet, von seinen engsten Vertrauten im Stich gelassen. Am Ende seines Lebens war er ein Niemand. Er hat nie ein Buch geschrieben, aber über ihn wurden und werden immer noch mehr Bücher geschrieben als über sonst jemanden in der Weltgeschichte. Er hatte keine universitäre Ausbildung, aber über Jahrhunderte wurde jenes seiner Worte akribisch analysiert und Millionen von Menschen setzen sich weltweit täglich mit der Bedeutung seiner Worte und Taten auseinander, um von ihm zu lernen. Niemand inspirierte je mehr Malereien, Lieder, Gedichte, Filme und andere Formen der Kunst als Jesus. Und warum? Der deutsche Dichter Johann Wolfgang Goethe hat es auf den Punkt gebracht: „Wenn je das Göttliche auf Erden erschien, so war es in der Person von Jesus.“
In Jesus kommt Gott auf uns zu, kommt uns entgegen. Gott zeigt, dass er sich für uns interessiert. Wir sind ihm wichtig. In Jesus wird seine Menschenfreundlichkeit sichtbar: »Immanuel«, der »Gott mit uns«. „Fürchtet Euch nicht! Große Freude verkündige ich euch. Keine quälende Angst soll euch verunsichern.“
Die ganze Person von Jesus von Nazareth, seine Worte und Taten, seine ganze Lebensweise sprechen davon: Gott sagt uns seine Liebe zu. Er sieht unsere Not, er will uns aus einem ziel- und hoffnungslosen Leben, aus dem Gefühl der Verlorenheit befreien. Verbunden mit Jesus, werden wir das wirkliche, erfüllende Leben finden. „Ich bin gekommen, damit sie das Leben, das Leben in Fülle, haben“ hat dieser Jesus gesagt. Er will unsere Sehnsucht nach einer heileren Welt, nach Leben stillen. Wir sind nicht verloren. Unser Leben, wir selbst, haben Sinn, es ist gut, dass wir da sind, weil Gott uns liebt.
Ist das nicht die Bedeutung von Weihnachten für uns? Gott hat in diese sich entwickelnde Welt- und Menschheitsgeschichte eingegriffen. Durch Jesus und er hat uns die richtige Richtung gewiesen, die uns befreit aus Orientierungslosigkeit, auf ein Ziel hin. Dieses Gefühl, dieses Grundvertrauen, diese innere Sicherheit will uns das Weihnachtsfest vermitteln. Gott kommt uns in dieser Welt, auch in unserer Zeit entgegen. Wir sind ihm wichtig. Da kommt Freude auf, innerer Frieden: Der Weihnachtsfrieden. Deswegen wünschen wir einander: Frohe Weihnachten.